Traditionelle Bräuche zählen immer noch viel

Bis heute bestimmt die Land- und Alpwirtschaft den Urner Brauchtumskalender. Am letzten Sonntag im April werden die neuen Alp- und Hirtevögte der Alpgenossenschaften vereidigt. Sie schwören, ihr Amt getreu zu verwalten. Bereits vor dem Alpaufzug schauen die Alp- und Hirtevögte vor Ort zum Rechten. Circa Ende Mai kommen die Älpler zum «Mehren» zusammen: Sie bestimmen, wann das Vieh frühestens auf die jeweilige Alp getrieben werden darf. Im Sommer wird erneut abgestimmt, wann in die Oberstäfel umgezogen wird. Und auch die Rückkehr zu den Unterstäfeln wird «gmeerät». Ein ganz besonderes Erlebnis ist die «Bodäfahrt»: An diesem Tag gegen Ende August kommen über 1000 Kühe zurück auf den Urnerboden. Den Älplerfamilien von Altdorf, Schattdorf und dem Schächental steht später – am «Sonntag vor Gallus» (16. Oktober) – noch die urchige Sennenchilbi in Bürglen bevor. Mit diesem Fest danken die Heimkehrenden für die gute Alpzeit und den Ertrag an Käse und Butter. 

Betruf auf Urner Alpen

Auch der Betruf ist ein wichtiger Ritus der Alpzeit: Jeden Abend ruft der Älpler oder die Älplerin den Sprechgesang auf einer Anhöhe in die «Volle» (Milchtrichter). Text und Melodie variieren von Alp zu Alp. Stets aber werden in mundartlich gefärbtem Deutsch Gottvater, die Gottesmutter Maria, Jesus, der Heilige Geist und ausgewählte Heilige um Schutz für alle Lebewesen auf der Alp gebeten. So weit wie die Stimme reicht, soll auch der Schutzbann gelten.